Schweineprotein beschleunigt die Erholung: US-Studie mit Kadetten zeigt Vorteile gegenüber pflanzlichen MREs

Eine neue, randomisiert-kontrollierte Crossover-Studie der Texas A&M University mit Mitgliedern des Corps of Cadets zeigt: Militär-Rationen auf Schweinefleischbasis senken Entzündungs- und Katabolismus-Marker, verringern Muskelkater und verbessern das anabole Hormonprofil – bei identischer Kalorien- und Makronährstoffzufuhr gegenüber pflanzlichen Rationen. Die Testleistung blieb nach drei Tagen Erholung gleich; pflanzliche Rationen verbesserten kurzfristig das Blutfettprofil.

Die Studie: Design, Probanden, Protokoll

Die im Fachjournal Nutrients (13. Juni 2025) publizierte Studie untersuchte 23 trainierte Kadetten (6 Frauen) der Texas A&M University in einem randomisierten, doppelblinden Crossover-Design. Nach einem standardisierten Frühstück absolvierten die Teilnehmenden den Army Combat Fitness Test (ACFT), erhielten anschließend drei Tage lang pro Tag drei Meals Ready-to-Eat (MREs) – entweder auf Schweine- oder auf Pflanzenbasis – und wiederholten am dritten Erholungstag den ACFT. Nach 2–3 Wochen Wash-out wechselten sie die Ernährungsform. Energie- und Makronährstoffgehalt der MREs waren eng angeglichen (pro MRE ca. 1300 kcal, ~45 g Protein); die tägliche Proteinzufuhr lag im Mittel bei ~1,6 g/kg (Männer) bzw. ~2,0 g/kg (Frauen). Erfasst wurden u. a. Muskelkater (Ratings), Blut- und Urinmarker (Katabolismus, Entzündung, Hormone), Stimmung/Kognition sowie ACFT-Leistung.

Kernergebnisse: Schweineprotein punktet bei Erholungsmarkern

Unter Schweine-MREs zeigten die Kadetten konsistent günstigere Erholungsindikatoren: geringere subjektive Muskelkaterwerte (u. a. an der Oberschenkelmitte 24/48/72 h nach ACFT), niedrigere Harnstoff-/Stickstoffausscheidung (weniger Katabolismus), reduzierte Entzündungsmarker sowie eine deutlich günstigere Testosteron-zu-Cortisol-Ratio. Zudem sanken Depressions- und Ärger-Scores stärker, Appetit-/Sättigungsurteile fielen besser aus. Die ACFT-Gesamtleistung war nach drei Tagen Erholung in beiden Armen wiederhergestellt – ohne signifikanten Unterschied.
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Was pflanzliche Rationen besser machten

Die pflanzliche MRE-Phase führte über die 72 Stunden Erholung zu kurzfristig günstigeren Blutfett-Veränderungen (u. a. Abnahmen bei Gesamt- und LDL-Cholesterin sowie entsprechenden Quotienten). Klinische Sicherheitsparameter blieben insgesamt unauffällig. Das Leistungsresultat relativiert den Kurzzeitvorteil: Trotz besserer Lipidmarker nach Pflanzen-MREs gab es keinen messbaren Leistungszuwachs gegenüber Schweine-MREs innerhalb von drei Tagen.
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Warum Schweineprotein? Qualität zählt – EAAs und Kreatin

Die Autoren führen die Vorteile der Schweine-Rationen auf die höhere „Proteinqualität“ zurück: tierische Proteine liefern pro Gramm mehr essentielle Aminosäuren (EAAs) – insbesondere Leucin – und enthalten Kreatin, das in pflanzlichen Quellen praktisch fehlt. Beides kann nach intensiven Belastungen die Proteinsynthese stimulieren, Katabolismus dämpfen und die Wiederbereitstellung von Leistung unterstützen. Die Studie empfiehlt daher, pflanzliche MREs – falls eingesetzt – mit 6–10 g EAAs und 2–3 g Kreatin pro Tag anzureichern, um Defizite auszugleichen.
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Einordnung: Was sagt die Gesamtforschung?

Mehrere aktuelle Übersichtsarbeiten stützen das Bild, dass tierische Proteine – bei gleicher Gesamteiweißzufuhr – kleine, aber messbare Vorteile für Muskelmasse bzw. einige leistungsrelevante Marker bieten, besonders bei Jüngeren. Eine systematische Übersichtsarbeit in Nutrition Reviews (2025) zeigt einen leichten Vorteil tierischer Proteine für die Muskelmasse, während bei Älteren die Unterschiede schwinden. Gleichzeitig finden Meta-Analysen, dass pflanzliche Proteine gegenüber niedriger/keiner Proteinzufuhr klar überlegen sind, gegenüber anderen Proteinarten jedoch nicht überlegen – teils sogar etwas weniger effektiv in einzelnen Outcomes. Auf der Performance-Ebene zeigen aktuelle Reviews/Meta-Analysen, dass pflanzliche Ernährungsweisen keine generellen Nachteile für Kraftmaße mit sich bringen – im Einklang mit der hier beobachteten, unveränderten ACFT-Leistung. Als plausibler Mechanismus bleibt Kreatin: Meta-Analysen belegen Vorteile für Kraft/Hypertrophie und überwiegend positive Effekte auf Marker muskelschädigender Belastung (einzelne Analysen diskutieren bei Langzeit-Gabe auch gemischte Befunde). Zusammengenommen passt die neue Kadetten-Studie sauber ins Gesamtbild: Qualität und Zusammensetzung der Proteinquelle beeinflussen Erholungsbiologie deutlich – Leistungsunterschiede brauchen Zeit, Volumen und Kontext.

Praxisimplikationen für Sport, Einsatz & schwere Arbeit

Für militärische Einsatzkräfte, Leistungssport und körperlich harte Berufe sind kurze Erholungsfenster die Regel. Hier zahlt sich eine Proteinquelle mit hoher EAA-Dichte und natürlichem Kreatingehalt aus – Schweinefleisch erfüllt diese Kriterien und zeigte in der Studie messbare Vorteile bei Entzündung, Katabolismus, Muskelkater und anabolem Status. Wer pflanzlich isst, kann viel kompensieren: durch präzise Proteinmengen, EAA-reiche Kombinationen und – falls zulässig – Kreatin-Supplementation. Die kurzfristig besseren Lipidwerte unter Pflanzen-MREs sind gesundheitlich relevant, ändern aber die Akut-Erholung nach intensiver Belastung nicht binnen drei Tagen.

Limitationen & Transparenz

Die Studie lief nur über drei Erholungstage, hatte eine kleine Stichprobe (n = 23; davon 26 % Frauen) und nutzte MREs – ein spezielles Setting mit sehr hoher Energiezufuhr. Finanziert wurde die Arbeit u. a. vom National Pork Board sowie vom US-Verteidigungsministerium; laut Autoren war der Sponsor nicht in Datenerhebung oder -analyse involviert. Ergebnisse sind daher sorgfältig zu interpretieren – sie sind robust für Erholungsmarker, nicht für kurzfristige Leistungsunterschiede.

Quellen

Fleisch & Co

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